Sexuelle Belästigung gehört für viele Lernende in der Schweiz zum Alltag. Eine Umfrage der Unia Jugend bei über 800 Lernenden zeigt, wie gross das Problem ist.
80% aller befragten Frauen und 48% aller Männer haben schon einmal eine Form von sexueller Belästigung erlebt. Rund ein Drittel aller befragten Lernenden wurden bereits am Arbeitsplatz sexuell belästigt.
Zahlreiche Jugendliche und jungen Erwachsenen haben sich nach der Umfrage bei der Unia gemeldet. In persönlichen Gesprächen haben sie dargelegt, dass ein solches Erlebnis während der Lehre einen massiven Einschnitt im Leben darstellt. Nicht nur fühlen sich die jungen Menschen meist macht- und ratlos und allein gelassen. Oftmals haben solche Erlebnisse auf die schulischen Leistungen, auf das Vertrauen in die (Arbeits)welt wie auch auf die Zukunft der jungen Menschen einen negativen Einfluss. Deshalb muss die Prävention vor sexueller Belästigung Priorität haben und es braucht eine Politik der Null-Toleranz gegenüber Sexismus und sexueller Belästigung in allen Betrieben und Berufsschulen (siehe dazu die Forderungen der Unia Jugend).
Als sexuelle Belästigung wird jede Verhaltensweise mit sexuellem Bezug, die von einer Seite unerwünscht ist und die Personen aufgrund ihres Geschlechts herabwürdigt, bezeichnet. Belästigung kann mit Worten, Gesten oder Taten ausgeübt werden. Beispiele für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sind sexistische Sprüche oder Witze, das Vorzeigen, Aufhängen oder Auflegen von pornografischem Material, unerwünschte Körperkontakte, Nötigung oder Vergewaltigung.
Sexuelle Belästigung ist in der Lehre ein grosses Problem. Es braucht Massnahmen an den Arbeitsplätzen und in den Berufsschulen. Es darf nicht sein, dass meist minderjährige Personen, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen, mit Sexismus und sexueller Belästigung konfrontiert werden. Sexismus und sexuelle Belästigung müssen an der Wurzel gepackt und schon bei «schwächeren» Formen wie sexistischen Sprüchen unterbunden werden. Denn ein Umfeld, in dem Sexismus geduldet wird, schafft wiederum den Nährboden für schwerwiegendere Belästigungen. Deshalb müssen Arbeitgeber, Berufsschulen und Kantone folgende Massnahmen ergreifen:
Was tun?
Null-Toleranz gegenüber sexueller Belästigung in allen Betrieben und Schulen
Verstärkte Prävention gegen sexuelle Belästigung an Berufsschulen und am Arbeitsplatz
Verbindliche Reglemente gegen sexuelle Belästigung in allen Betrieben und Schulen
Bessere und vermehrte Kontrollen der Arbeitsbedingungen von Lernenden in allen Kantonen
Unabhängige Beschwerdestellen in allen Betrieben und Schulen, die die Anonymität gewähren
Bist du von sexueller Belästigung betroffen und brauchst Hilfe? Wende dich bitte an eine Fachstelle, z.B. das Info- und Beratungsportal belästigt.ch. Dort findest du auch eine Liste von Anlaufstellen in deinem Kanton.
Willst du dich im Betrieb oder politisch gegen Belästigung am Arbeitsplatz einsetzen? Werde Mitglied der Unia Jugend und kämpfe gemeinsam mit anderen jungen Menschen für gute und würdige Arbeitsbedingungen in der Lehre und danach!
Arbeitgeber können kein Interesse daran haben, dass die Lernenden in ihrem Betrieb mit Sexismus und/oder sexueller Belästigung konfrontiert werden. Ein erster Schritt gegen Sexismus und sexuelle Belästigung ist ein Reglement in den Betrieben, welches klar regelt, dass Belästigung nicht toleriert wird, eine Anlaufstelle für Betroffene schafft und Sanktionen gegen Täter vorsieht. Die Unia Jugend stellt den Arbeitgebern der Schweiz deshalb ein Musterreglement zur Verfügung, welches für jeden Betrieb angepasst werden kann.
Hast du in der Lehre oder im Berufsleben schon sexuelle Belästigung erlebt? Erzähle uns, was passiert ist. Schreib uns an jugend@unia.ch. Deine Geschichte und deine persönlichen Daten werden vertraulich behandelt und verbleiben bei der Gewerkschaft Unia. Wir benötigen deine Kontaktdaten, um im Rahmen der Kampagne gegen sexuelle Belästigung mit dir Kontakt aufzunehmen.
Unia Jugend: Mach mit!
Gemeinsam können wir gegen sexuelle Belästigung kämpfen. Die Unia Jugend setzt sich dafür ein, dass sich im Arbeits- und im Berufsumfeld alle Lernenden und Arbeitnehmenden wohl fühlen und auf ihre Arbeit und Ausbildung fokussieren können.
Wenn wir uns gemeinsam organisieren, haben wir mehr Einfluss auf die Arbeitswelt und die Arbeitgeber können uns nicht gegeneinander ausspielen. Deshalb engagiere dich gemeinsam mit uns und kämpfe gegen Sexismus und sexuelle Belästigung und für faire Arbeitsbedingungen für alle!